WWOOFing heißt „Weltweite Möglichkeiten auf Biobauernhöfen““ und ist für mich eine interessante Möglichkeit, die Welt zu bereisen. Meine eigenen Erfahrungen mit dem Netzwerk als Freiwillige und als Gastgeberin habe ich hier aufgeschrieben. Außerdem stelle ich dir noch weitere Plattformen vor.
Text und Fotos von Christina Häublein
Mit 17 war ich zum ersten Mal mit der WWOOF-Liste in Deutschland unterwegs. Damals war das Heft noch gedruckt und man rief bei der Familie an oder schrieb einen Brief. Mit einer Freundin lebte ich für zehn Tage auf einem Bauernhof am Chiemsee und noch heute erinnere ich mich an Details von diesem Aufenthalt: Die Bäuerin, wie sie von ihrem Sommer auf der Alp schwärmte, die Präparate, die wir für die Demeter-Landwirtschaft angerührt haben. In dieser Zeit lernte ich, ein Hochbeet anzulegen und wir pflanzten Bäume aus der eigenen Baumschule in den Wald.
Aber beinahe noch wichtiger als die gelernten Tätigkeiten und Fertigkeiten war der Austausch mit den Gastgebern und der Einblick in ihre Lebenswelt, die so komplett anders war als meine bisherigen Erfahrungen. Die Art wie sie kochten, ihre Kinder erzogen und in die Gemeinschaft integriert waren, eröffnete mir eine vollkommen neue Sicht auf das Leben.
Später war ich auf Höfen in Neuseeland, Chile und Spanien, um einige Tage oder Wochen im Austausch gegen Kost und Logis mitzuarbeiten. Es kam mir nie wie Arbeit vor, vielleicht, weil ich immer etwas dabei lernte und durch das enge Zusammenleben mit meiner Gastfamilie viel über die Kultur mitbekam.
WWOOF Deutschland definiert sich als „Teil einer weltweiten Bewegung mit dem Ziel, ökologische Höfe mit Besuchern zu verbinden, Wissens-Weitergabe zu fördern und eine globale Gemeinschaft aufzubauen, die sich agrarökologischer Landwirtschafts-Praktiken bewusst ist.
Besucher, oder „WWOOFer“, haben am alltäglichen Leben ihrer Gastgeber teil und lernen etwas über ökologische Landwirtschaft, wobei sie etwa die Hälfte des Tages damit verbringen, auf dem Hof zu helfen.“
wwoof.de
WWOOF ist heute längst nicht mehr die einzige Plattform, über die man einen „Arbeitsurlaub“ organisieren kann, aber eine der ältesten: Der erste WWOOF-Aufenthalt fand im Oktober 1971 in England statt.
Andere bekannte Plattformen sind:
wwoof.net weltweit und wwoof.de für Deutschland
helpx.net
workaway.info
Seit ein paar Jahren sind wir als Hofgemeinschaft selber eine Anlaufstelle für Freiwillige geworden und haben uns in der WWOOF-Liste registriert. Wir nehmen regelmäßig, besonders im Frühling, Menschen bei uns auf dem Hof auf, die gegen Kost und Logis 4-6 Stunden am Tag mithelfen. Bisher sind wir nur bei WWOOF, ich kenne aber auch Höfe, die bei allen drei genannten Plattformen gelistet sind.
Wen wählen wir aus? Die Anfragen erreichen uns zumeist als E-Mail und werden in der Gemeinschaft vorgestellt. Entscheidungen über eine Zu- oder Absage richten sich danach, welche Arbeiten anstehen und ob wir schon jemandem anderen zugesagt haben. Außerdem wägen wir ab, ob es menschlich passt. Im Vorfeld wechseln wir einige E-Mails, wenn Fragen auftauchen und erklären ein wenig unsere Situation und auf was sich unsere Besuchende einstellen müssen. Auch Details zur Anfahrt werden geklärt.
Zu unserem Hof passen Menschen, die etwas über Selbstversorgung und Schafhaltung lernen wollen und mit einem sehr einfachen Lebensstil klarkommen. Wir freuen uns, wenn die Anfragen persönlich auf uns abgestimmt und keine Copy-Paste-Texte sind. Da unsere Freiwilligen eng mit uns zusammenleben und alle Mahlzeiten teilen, ist es für beide Seiten eine intensive Zeit und wenn es passt, kann es eine wertvolle Erfahrung werden. Wundervolle Freundschaften sind entstanden, einige Freiwilligen sind wiedergekommen, andere haben wir später besucht. Unser Gästebuch ist ein schönes Zeugnis dieser Verbundenheit und dokumentiert die vielfältigen Lernerfahrungen.
Neben den oben genannten gibt es noch zahlreiche andere Plattformen, die alle Mithilfe gegen Kost und Logis weltweit vermitteln:
holiday4help.com
globalhelpswap.com
handgegenkoje.de
Darüber hinaus noch Haus- oder Tiersitter-Seiten:
trustedhousesitters.com
mindmyhouse.com
Dann gibt es noch die Übernachtungsportale:
couchsurfing.com
bewelcome.org
und speziell für Radreisende:
warmshowers.org
Dazu noch zahlreiche Facebook Gruppen wie:
Urlaub gegen Hand
Hand gegen Koje
uvm.
Diese Form des „handgemachten“ Urlaubs ist sicherlich nicht für alle geeignet. Aber wer sich auf diese Form des Reisens einlassen kann, gewinnt viel an Erfahrung und Einblicke in unterschiedliche Arbeits- und Lebensweisen.